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28.09.06
Nachfrage an Bioethanol soll den Markt anheizen Das Interesse an der Südzucker-Tochter Crop Energies ist in diesen Tagen groß Der Markt ist derzeit eher überschaubar, wächst aber durch die Brüsseler Vorgaben nach Ansicht von Branchenkennern in den nächsten Jahren mit 50 Prozent und mehr jährlich. Im Mittelpunkt der Wachstumsprognosen steht vor allem Bioethanol, das durch die Fermentierung (eine Art Gärung) zucker- und stärkehaltiger Pflanzen, zum Beispiel Getreide, entsteht. Getreide gibt es genug in Europa. Rückwärts gerechnet sind für die 5,75 Prozent etwa 21 Millionen Tonnen Getreide nötig, der EU-Überschuß beträgt 30 Millionen Tonnen, die Jahresproduktion 260 Millionen Tonnen. Wertmäßig ergibt sich ein Bioethanolmarkt von rund vier Milliarden Euro. Daß der Börsenstart der Biodiesel AG, die Anlagen zur Biodieselherstellung anbietet, dieser Tage eher holprig ausfiel, hat wenig zu bedeuten.Denn die Börsengänge der größten Unternehmen der Biospritbranche, die ostdeutsche Verbio und vor allem die Südzucker-Beteiligungsgesellschaft Crop Energies aus Mannheim, stehen noch bevor. Beide Unternehmen rechnen mit Emissionserlösen im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Von Crop Energies liegt bereits der Wertpapierprospekt vor, der Chancen und Risiken des Geschäfts aufzählt. Die gelten für die gesamte Branche.Die Landwirtschaftslobby ist gefragt 21 Millionen Tonnen Getreide pro Jahr werden gebraucht Der neue Markt ist kein freier Markt im klassischen Sinn. „Ohne staatliche Förderung ist in der EU produziertes Bioethanol nicht wettbewerbsfähig“, steht gleich an erster Stelle der Risikofaktoren im Prospekt von Crop Energies. Und auch Punkt zwei ist existentiell für alle Unternehmen der Branche. „Der Import von Ethanol ist mit einem Importzoll belegt, der könnte gesenkt oder vollständig abgebaut werden.“ Denn anderswo, etwa in Brasilien, kann Bioethanol billiger hergestellt werden.Doch auf Brüssels Politiker und vor allem die Landwirtschaftslobby dürfte bis auf weiteres in gewohnter Manier Verlaß sein. Die Zwangsquote zur Beimischung dürfte eher steigen, und bis der Einfuhrzoll sinkt, können viele Jahre ins Land gehen. Die anderen Risiken wie die Gefahr von Überkapazitäten oder Preisschwankungen aufgrund veränderter Nachfrageverhältnisse sind dann eher wieder klassischer Natur. Die Markteintrittsschwelle ist allerdings recht hoch, denn die Herstellung von Bioethanol ist, wie Crop Energies bei ihrer ersten Anlage im ostdeutschen Zeitz erfahren mußte, nicht einfach. Unvorhergesehene Aufwendungen bescherten der Muttergesellschaft Südzucker höhere Anlaufverluste als erwartet.Einem kräftigen Wachstum steht wenig im WegNun sollen die Kinderkrankheiten beseitigt sein. Einem kräftigen Wachstum steht folglich wenig im Weg. Bei Crop Energies, die sich aufmacht, zum führenden Anbieter in Europa zu werden, rechnen Analysten denn auch mit deutlichen Zuwächsen. Die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg schätzen den Umsatz im Geschäftsjahr 2007/2008 bereits auf 248 Millionen Euro und den Nettogewinn auf 23,1 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr 2009/2010 sollen 568 Millionen Euro erlöst und 72,7 Millionen Euro netto verdient werden. Die Zahlen decken sich mit anderen Analystenstudien.Energischer Widerspruch gegen derart ambitionierte Zahlen ist auch unter guten Branchenkennern kaum zu hören. Die Kapazitäten von Crop Energies werden mit Investitionen von um die 300 Millionen Euro auf 760.000 Kubikmeter bis zum Geschäftsjahr 2008/2009 verdreifacht. Das bringt zusätzliche Margen durch eine Kostendegression, heißt es. Das Unternehmen hält sich mit Hinweis auf Verschwiegenheitspflichten beim Börsengang mit Prognosen zurück.Größe ist entscheidendGute Chancen hat auch die ostdeutsche Verbio AG, die ähnlich große Anlagen und Expansionspläne wie Crop Energies hat. Verbio, mit Sitz im ostdeutschen Zörbig, entstand aus fünf Unternehmen der Sauter-Gruppe. Mit jeweils zwei Produktionsstätten für Biodiesel und Bioethanol sieht sich Verbio an der Spitze der deutschen Biokraftstoffhersteller, vor Crop Energies. Letztgenannte hat zwar die größte Einzelanlage zur Herstellung von Bioethanol, die beiden Verbio-Anlagen sind aber zusammen größer. Verbio plant mit dem Erlös aus dem bevorstehenden Börsengang Bioethanolanlagen in Westeuropa und Biodieselanlagen in Osteuropa.
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