Wir haben nur Heizöl im Kopf

Autobauer erproben alternative Treibstoffe

30.10.06

Autobauer erproben neue Antriebsvarianten


Autos von heute erfreuen das Auge oder stärken das Ego, wecken Emotionen, sind bequem und vielseitig oder machen einfach nur Spaß. Aber noch kann man mit ihnen nicht in die Zukunft fahren. Die Gewissheit, dass Öl endlich und die Klimaveränderung bereits eingetreten ist, führt zum Umdenken – bei den Herstellern und bei den Kunden.

Eine gemeinsame Studie von TNS Infratest und dem Internetportal Autoscout24 zeigt, dass auch das Interesse deutscher Autofahrer an alternativen Antrieben steigt. 89 Prozent der Befragten glauben, dass sich diese Autos durchsetzen werden. Aber nur drei Prozent fahren bisher ein umweltfreundliches Modell. Nur wenige wollen oder können für ein solches Auto mehr bezahlen als für ein konventionelles.

Die EU sieht den Schwarzen Peter bei den Automobilfirmen und beschuldigte sie, weit hinter den freiwillig vereinbarten Klimazielen zurückzubleiben. 15 von 20 Unternehmen handelten bei der Frage der Kraftstoffeffizienz nicht schnell genug, heißt es in einem Bericht der Umweltgruppe Transport & Environment der Europäischen Union. Die Emission von Kohlendioxid bei Neuwagen sollte nach der Vereinbarung bis 2008 auf 140 Gramm pro Kilometer reduziert werden.

„Man kann aber den Autobauern nicht allein die Schuld zuschieben“, sagt Carsten Bräuer, Dekra-Niederlassungsleiter in Berlin. Energiesparautos wie der Audi A 2 und das Dreiliterauto VW Lupo wurden nicht die erhofften Verkaufsrenner: Sie sahen entweder nicht aus wie ein „richtiges“ Auto oder enttäuschten mit ihren Fahrleistungen.

Ansätze mit alternativen Kraftstoffen oder Antrieben gibt es viele: Am weitesten gediehen sind die Forschungsbemühungen beim Erdgasauto. 20 000 Exemplare fahren bislang auf Deutschlands Straßen. Dabei hat dieser Antrieb große Vorteile: bis zu 80 Prozent weniger Schadstoffausstoß, außerdem ist Erdgas günstig. Mit einer Tankfüllung für 20 Euro kommt man 400 Kilometer weit. Die Industrie ist der Ansicht, dass sich Erdgas als dritter Kraftstoff neben Benzin und Diesel etablieren wird. 2020 sollen rund vier Millionen Pkws damit betankt werden, hofft die Gaswirtschaft.

Gas hat aber auch Nachteile. Im Falle der nachträglichen Umrüstung wird der Kofferraum um die Hälfte kleiner. Und die Umstellung kostet. Rund 2500 bis 3000 Euro sind aufzubringen. „Das lohnt sich erst bei einer Fahrleistung von 30 000 Kilometern im Jahr“, sagt Carsten Bräuer. Außerdem ist Gas ebenfalls ein fossiler Brennstoff – und damit genauso endlich wie Öl.

Dies ist bei kohlendioxidneutralen Brennstoffen wie Soja- und Rapsöl nicht der Fall. Allerdings kann nicht der gesamte Brennstoffbedarf damit gedeckt werden. Ihr Vorteil ist, dass die Pflanzen beim Wachstum ebenso viel CO2 binden, wie bei der Verbrennung freigesetzt wird. Langfristig werde die Fahrzeugentwicklung aber in Richtung Radnabenmotoren gehen, glaubt Dekra-Niederlassungsleiter Bräuer. Und somit vermutlich zu Elektromotoren, die mit Wasserstoff angetrieben werden. Die meisten Hersteller setzen auf die umweltfreundliche Brennstoffzelle. BMW und Opel ziehen flüssigen Wasserstoff vor. Der ist aber nur umweltfreundlich, wenn der Treibstoff aus Sonnen-, Wind- oder Wasserstrom kommt. Die Sahara könnte ein geeigneter Produktionsort für flüssigen Wasserstoff mit Solarenergie sein. Das Transportproblem des chemisch sehr reaktionsfreudigen Stoffes ist allerdings noch nicht gelöst.

Hybridfahrzeuge, wie es sie schon gibt, seien ein guter Ansatz, meint Bräuer. Und dies nicht nur als eine Übergangslösung. Nötig sei eine deutliche Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs in Verbindung mit Technologien zur Abgasreinigung wie Bluetec, an dem Daimler-Chrysler und VW arbeiten. In Städten, wo oft gebremst und wieder angefahren wird, übernehmen Elektromotoren den Antrieb. Sie werden aus Akkus gespeist, die sich beim Verzögern des Autos aufladen. Solch ein Energiemix unter Hinzunahme von nachwachsenden Brennstoffen sei kein fauler Kompromiss, sondern ein vollwertiges Fahrzeugkonzept. Nicht zuletzt deshalb hat der Autohersteller BMW jetzt angedeutet, dass perspektivisch auch sein Mini mit einem Hybridmotor angeboten werden könnte.

Quelle: Tagesspiegel, 30.10.2006


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